Villa mit bewegter Geschichte

Vom Königsschloss zum Hörfunk- und Fernsehstudio


Die Stadt ist seit Anfang des Jahres Besitzerin der ehemaligen Sommerresidenz des württembergischen Kronprinzen- und späteren Königspaares Karl und Olga. In den über 160 Jahren ihres Bestehens hat die Villa Berg bereits einige Wandlungen erfolgreich überstanden.

"Den Lusthäusern und Gärten König Wilhelms in Großartigkeit nachstehend, aber an Lieblichkeit dieselben übertreffend, ist die Villa unseres kunstsinnigen Kronprinzen Karl", schrieb der Landschaftsgärtner und Buchautor Wilhelm Neubert für das Deutsche Magazin für Garten- und Blumenkunde im Jahr 1852. "Diese liegt auf einem hübschen Hügel, über dem (...) Dorfe Berg, von wo aus die Aussicht nach allen Seiten prachtvoll und mannigfaltig ist. Von der nördlichen Seite hat man die Aussicht auf den Park Rosenstein und den maurischen Lustgarten Wilhelma, denen die schönsten Weinberge mit ausgedehnten Hochebenen zum Hintergrund dienen."

Die Villa war von 1845 bis 1853 für den württembergischen Kronprinzen und späteren König Karl (1823-1891) und dessen Ehefrau Olga, Großfürstin von Russland (1822-1892) gebaut worden. Architekt Christian Friedrich Leins (1814-1892) konzipierte das Gebäude als ersten Neo­renaissancebau in Stuttgart.
 
Zunächst hatte das Kronprinzenpaar im Jahr 1848 nur das Orangeriegebäude bezogen. Hier steht heute die Cotta-Schule. 1853 zog das Kronprinzenpaar in die Villa ein. Der Zeitpunkt war ungünstig gewählt, denn die prachtvolle Ausstattung von Villa und Park sorgten während der Unruhen im Revolutionsjahr für Zorn in der Bevölkerung. Nach dem Tod von Königin Olga erbte ihre Nichte und Adoptivtochter Herzogin Wera von Württemberg (1854-1912) das Gebäude. Sie lebte dort bis zu ihrem Tod.

1913 kaufte die Stadt die Villa Berg. Nach dem ersten Weltkrieg wurden dort Schwerstverwundete behandelt. Die Stadt baute in der Folge die Villa um. Das Erd­geschoss wurde überwiegend für Repräsentationszwecke genutzt. Der erste Stock war für die städtische Gemälde­galerie reserviert. Erstmals wurde das Areal für die Bürger zugänglich. Der Park wurde um einen Kinderspielplatz erweitert, während die Terrasse und die Ställe sich in ein Ausflugslokal verwandelten.

Im Dritten Reich zog in die Kleine Villa die Obergau-Führerinnenschule des BDM (Bund Deutscher Mädel) ein. Nach einem Bombenangriff brannte die Villa 1943 aus, während der Park weitgehend unbeschädigt blieb. Mit Ende des Zweiten Weltkriegs setzte der Süddeutsche Rundfunk als neuer Eigentümer die stark zerstörte Villa wieder instand. "Mit der Verwendung der Villa Berg als Rundfunkhaus sind wir im Grundsatz einverstanden, da nur durch eine baldige Baumaßnahme die Erhaltung des Baukörpers gesichert ist", schrieb das Württembergische Landesamt für Denkmalpflege 1948. Das Innere wurde komplett neu gestaltet. Im Großen Sendesaal fanden zahlreiche Konzerte und Unterhaltungssendungen statt, wie der Dauerrenner „Gäste im Großen Sendesaal". Damalige bekannte Größen wie Catérina Valente und Gitte traten hier auf. 1965 folgte die Einweihung der SDR-Fernsehstudios im Park der Villa. Im Rahmen der Bundesgartenschau 1977 wurde der Park an den Unteren Schlossgarten angebunden.

Der inzwischen zum Südwestrundfunk fusionierte Sender verkaufte das Ensemble 2007 an die Häussler-Gruppe aus Stuttgart. Nach deren Insolvenz 2010 kaufte die Immobiliengruppe PDI die Immobilie. Im Januar 2016 erwarb schließlich die Stadt das Gebäude mit seiner Parkanlage.

Für die Sanierung der Villa Berg hat die Stadt die Möglichkeit, vom Land einen Zuschuss zu erhalten. Möglich wird dies dank des Beschlusses des Gemeinderats, das bestehende Sanierungsgebiet Stuttgart 29 - Teilgebiet Stöckach - um den Park der Villa Berg zu erweitern.