Kinder-Ideen: "Viel Grün, Elektroautos und 'Hilfe-Knöpfe'"
Stolz halten Edita (10) und Augusta (9) zwei bunte Bilder hoch. Die beiden Viertklässlerinnen der Steinenbergschule haben am 21. November 2014 an der Kinder-Zukunftswerkstatt im Stuttgarter Rathaus teilgenommen und Ideen erarbeitet, wie Stuttgart noch kinderfreundlicher werden kann. Die kleinen Kunstwerke entstanden während der achtwöchigen Vorbereitungsphase an ihrer Schule.Benjamin Erfurth, der Leiter der Ganztagesbildung, dessen Träger die Stuttgarter Jugendhaus gGmbh ist, holte das Projekt "Kinderfreundliches Stuttgart 2015 - 2020" an die Grund- und Werkrealschule Steinenbergschule. Die pädagogische Mitarbeiterin und Künstlerin Ada Pintaldi griff es mit ihrer Projektgruppe "Mädchenwerkstatt" auf. Editas und Augustas Augen strahlen, wenn sie von dem Projekt erzählen, an dem sie im vergangenen Jahr fast zwei Monate lang gearbeitet haben. "Zuerst haben wir uns gemeinsam überlegt, welche der vorgeschlagenen Themen wir am wichtigsten finden. Wir haben dann Verkehr und Sauberkeit und Sicherheit genommen", berichtet Augusta.
Acht Wochen vor der Zukunftswerkstatt im Stuttgarter Rathaus begann Ada Pintaldi, die neun Teilnehmerinnen der Mädchenwerkstatt in meditativen Visualisierungen an die Themen heranzuführen. "Die Kinder haben sich hingelegt und sollten sich vorstellen, wie Stuttgart jetzt im Moment auf sie wirkt und wie im Vergleich dazu ihre Traumstadt aussehen würde. Das haben sie dann nach der Meditation skizziert", erklärt Pintaldi. Entstanden ist eine ganze Serie von Bleistiftskizzen, die Grundlage für den nächsten Schritt war.
Das Ergebnis dieses zweiten Projektteils halten Edita und Augusta strahlend in die Kamera. Die groben Ideen der Bleistiftskizzen wurden diskutiert und dann in großen, bunten Bildern ausgearbeitet. Für das Thema Verkehr und den Themenkomplex Sicherheit und Sauberkeit entstanden jeweils zwei Bilder: eines zeigt den Ist-Zustand, das andere die Wünsche der Kinder. Edita erklärt das Bild, das die momentane Verkehrssituation in Stuttgart darstellt: "Wir haben alles grau gemalt, weil es in Stuttgart so viele Straßen gibt. Und in der Luft sind auch graue Wolken, weil es so stinkt." Dagegen ist das bunte Bild mit dem saftigen Grün, das Augusta hochhält, alleine schon für die Augen eine Wohltat. "Wir wollen viel Wiese und bunte Häuser und Spielplätze für alle Kinder. Außerdem sollen mehr Polizisten da sein, die aufpassen. Und auf den Straßen fahren nur noch Stromautos, die nicht stinken!", beschreibt die Neunjährige ihre Traumstadt.
Die bunten Bilder gingen der kreativen Gruppe aber immer noch nicht weit genug. "Wir konnten die Ergebnisse nicht greifen", sagt Pintaldi. So entstand die Idee, ein dreidimensionales Modell einer kinderfreundlichen Stadt zu basteln: Gehwege für Fußgänger, Radwege und Straßen sind strikt voneinander getrennt, neben den Gehwegen verläuft noch ein kleiner Grünstreifen, "damit die Fußgänger nicht nass werden, wenn ein Auto durch ein Pfütze fährt", erklärt Edita. Die Moschee steht direkt neben der Kirche, auf dem Platz davor fahren Skateboarder. Die Hälfte der Fläche ist grün, es gibt viele Bäume - vielleicht sind es auch Palmen - und an jeder Ecke einen Spielplatz. "Und dann gibt es noch die Knöpfe", weiß Augusta und zeigt aufgeregt auf einen Korken, den eine rote Holzperle krönt. Das Wort "Hilfe-Knopf" steht darauf. "Die stehen überall in der Stadt, und wenn man Angst hat, kann man draufdrücken und dann kommt die Polizei", erklärt die kleine Stadtplanerin die Idee.
"Dem Fritz Kuhn haben unsere Ideen gut gefallen!"
In der Kinder-Zukunftswerkstatt im Stuttgarter Rathaus haben Augusta und Edita auch das Thema Verkehr gewählt. In Gruppendiskussionen stellten die Kinder vor, was sie im Vorfeld an ihrer Schule erarbeitet hatten. Edita gefiel das darauf folgende Gruppenspiel am besten: "Alle Kinder sind durcheinander gelaufen, und wir mussten aufpassen, dass wir uns nicht berühren oder anrempeln. Es ging darum, aufeinander achtzugeben." Am Ende des Tages wurden die Ergebnisse auf der Bühne des großen Sitzungssaals präsentiert - ein ganz besonderer Moment für Edita und Augusta. "Es war schon toll, den Fritz Kuhn mal in echt zu sehen. Und unsere Ideen haben ihm auch gefallen", strahlt Edita. Beide Schülerinnen sind sich einig: Auch wenn die Vorbereitungen teilweise anstrengend waren und die eine oder andere Pause dem kreativen Arbeiten zum Opfer gefallen ist, es hat sich gelohnt. Augusta fasst ihre Eindrücke zusammen: "Ich finde es gut, dass wir gefragt wurden. Wir sind ja die Kinder, und wir können selbst sagen, was wir wollen und was wir nicht wollen."
Mehr Informationen über den Prozess Kinderfreundliches Stuttgart 2015 -2020 gibt es hier.