Diskussion zur Kulturmeile - Keine Pläne mehr für die Schublade

Rund 300 Interessierte kamen am 12. Dezember 2017 ins künftige Stadtmuseum, um über die Weiterentwicklung der "Kulturmeile" und der B14 zu diskutieren. Foto: Leif Piechowski
Rund 300 Interessierte kamen am 12. Dezember 2017 ins künftige Stadtmuseum, um über die Weiterentwicklung der "Kulturmeile" und der B14 zu diskutieren. Foto: Leif Piechowski
Wie geht es weiter mit der "Kulturmeile"? Was plant die Stadtverwaltung? Welche Ideen und Perspektiven gibt es? Die Stadt Stuttgart hat am Dienstag, 12. Dezember 2017, zu einer öffentlichen Veranstaltung zur Zukunft der "Kulturmeile" und der B14 ins Wilhelmspalais eingeladen. Moderiert wurde die Veranstaltung von Oberbürgermeister Fritz Kuhn.
 
Rund 300 interessierte Bürgerinnen und Bürger kamen am Dienstagabend ins künftige Stadtmuseum, um gemeinsam mit der Stadtverwaltung, Mitgliedern des Gemeinderats, Initiativen und Architekten über die Weiterentwicklung der "Kulturmeile" und der B14 zu diskutieren. Oberbürgermeister Fritz Kuhn sagte zur Begrüßung: "Es gibt kaum eine Großstadt, die eine solche kulturelle Dichte besitzt wie Stuttgart. Es kann deshalb nicht sein, dass dieser kulturelle Reichtum von einer Stadtautobahn in der Mitte zerschnitten wird. Nicht nur die Stadtverwaltung, sondern auch die Bürgerschaft, das zeigt die große Resonanz heute Abend, haben das große Bedürfnis, das zu ändern. Ich will, dass die Weiterentwicklung jetzt realisiert wird, unsere Pläne sind nicht für die Schublade."
 
Der OB verwies darauf, dass die Überlegungen, wie "Kulturmeile" und B14 städtebaulich aufgewertet werden können, schon seit langem in der Stadtverwaltung diskutiert werden. Bereits im letzten Doppelhaushalt hat der Gemeinderat auf Vorschlag des OB Mittel für einen Wettbewerb zur Entwicklung der B14 beschlossen. In Vorbereitung des Wettbewerbs verstärkte sich die öffentliche Diskussion, die Stadt reagierte und lud zu diesem Abend ins neue Stadtmuseum ein. "Wir wollen wissen, wie die Bedürfnisse und Visionen der Stadtgesellschaft zu diesem Thema sind", so der OB. Zwei Dinge seien aus seiner Sicht für den Wettbewerb aber gesetzt: "Die Kulturmeile geht für uns nicht nur vom Gebhard-Müller-Platz bis zum Charlottenplatz, sondern darüber hinaus - mindestens bis zum Österreichischen Platz. Zweitens muss man wissen: So richtig loslegen, vor allem wenn es um große Lösungen geht, können wir erst, wenn S21 fertig ist. Wir können in der Stadt nicht gleichzeitig überall bauen."
 
Moderiert wurde die Veranstaltung von Oberbürgermeister Fritz Kuhn. Der Bürgermeister für Städtebau und Umwelt, Peter Pätzold, stellte die bisherigen Planungen und den weiteren Zeitplan für den städtebaulichen Wettbewerb vor. Foto: Leif Piechowski
Moderiert wurde die Veranstaltung von Oberbürgermeister Fritz Kuhn. Der Bürgermeister für Städtebau und Umwelt, Peter Pätzold, stellte die bisherigen Planungen und den weiteren Zeitplan für den städtebaulichen Wettbewerb vor. Foto: Leif Piechowski
Kuhn selbst skizzierte im Wesentlichen drei mögliche Varianten für eine geplante Umgestaltung der "Kulturmeile": eine Untertunnelung der B14, ein oberirdischer, verkehrsreduzierter City Boulevard und Fußgänger- und Fahrradstege zur Überquerung. Er wolle da keine Variante von vorherein ausschließen, so der OB.

Der Bürgermeister für Städtebau und Umwelt, Peter Pätzold, stellte die bisherigen Planungen und den weiteren Zeitplan für den städtebaulichen Wettbewerb vor. "Wir planen einen zweistufigen Wettbewerb. In einer ersten Phase wollen wir 2018 in einem Wettbewerb Ideen sammeln und entwickeln. In der zweiten Phase erfolgt eine Vertiefung mit Machbarkeitsstudien und einem Realisierungs- wettbewerb." Ziel des Wettbewerbs sei ganz klar, eine Verbesserung des öffentlichen Raums an der Kulturmeile, so Pätzold. "Es geht aber auch darum, wie man die City mit den Altstadtvierteln wieder verknüpfen kann."
 
Bei der anschließenden Gesprächsrunde mit Initiativen, Architekten und Stadtplanern betonten diese, dass es wichtig sei, den Wettbewerb klug und intensiv vorzubereiten. Petra Zeese von der Deutschen Akademie für Städtebau und Landesplanung (DASL) sprach sich etwa dafür aus, vor dem Wettbewerb ein Gutachten über die künftige Verkehrsbelastung erstellen zu lassen. "Mit der heutigen Verkehrsbelastung würde eine Tunnellösung eine Verschlechterung für Fußgänger und Radfahrer bedeuten", erklärte Zeese. Mit Blick auf dem Wettbewerb empfahl der Architekt Arno Lederer vom Verein Aufbruch, das Preisgericht mit hochkarätigen, externen Fachleuten zu besetzen. Wieland Backes, ebenfalls vom Verein Aufbruch, forderte: "Ohne Mut zum großen Wurf geht es nicht." Thomas Herrmann von der Architektenkammer plädierte für ebenerdige Querungen für die Fußgänger. Ein Steg, wie vom Staatsministerium vorgeschlagen, sei nicht die Lösung, so Herrmann.
 
Auch aus der Bürgerschaft kamen interessante Vorschläge. So sagte beispielsweise ein Vertreter vom Bündnis "Stuttgart laufd nai", man dürfe bei aller Diskussion um den Autoverkehr die Bedürfnisse der Fußgänger nicht vernachlässigen. Ein Bürger sprach sich zudem für eine urbane Seilbahn entlang der Kulturmeile aus, ein anderer wünschte sich eine komplette Untertunnelung der B14. Im Grundsatz zufrieden mit dem geplanten städtebaulichen Wettbewerb zeigten sich die Vertreter der Gemeinderatsfraktionen.
 
OB Kuhn lobte am Ende der Veranstaltung das Engagement der Bürgerinnen und Bürger: "Es wurden heute viele interessante Aspekte angesprochen, die wir berücksichtigen werden. Was sehr positiv ist: Es gibt keinen, der die Weiterentwicklung der Kulturmeile nicht will. Es geht nur um die Diskussion, wie wir es machen wollen. Klar ist, wir werden einen Wettbewerb machen, der klug und strategisch vorbereitet ist."